About KURT SCHWAEN
Music for Choir
1 – 8 Komm wieder zu künftgen Nacht Acht heitere Liebeslieder nach Volksdichtungen 1. „Wie komm ich zu meines Schwiegervaters Haus, zu meinem verliebten Mädchen?“ „Geh du die Straβe wohl grade aus, und gehe dann ins vierte Haus!“ „Wie komm ich zu der Tür hinein, zu meinem verliebten Mädchen?“ „Mach du die Tür wohl leise auf, so denkt der Vater, es ist die Maus!“ „Wie komm ich denn die Trepp hinan, zu meinem verliebten Mädchen?“ „Setz einen Fuβ für’n andern an, so kommst du ja die Trepp hinan!“ „Wo komm ich in das Bett hinein, zu meinem verliebten Mädchen?“ „Wohl vor dem Bett, da liegt ein Stein, da tritt nur auf, so kommst du rein!“ 2. „Frau, du sollst nach Hause kommen, denn dein Mann ist krank.“ „Ist er krank, so sei er krank, ei, so legt ihn auf die Bank. Ich komm’ nit nach Haus.“ „Frau, du sollst nach Hause kommen, denn dein Mann ist tot.“ Ist er tot, so sei er tot, ei, so legt ihn auf das Stroh. Ich komm’ nit nach Haus.“ „Frau, du sollst nach Hause kommen, sind Freier im Haus.“ „Sind die Freier in dem Haus, oh, so laßt ja keinen raus! Ich komm’ gleich nach Haus.“ 3. Der Kuckuck ist ein braver Mann, er schaffte sich zwölf Weiber an. Die erste kehrt die Stube aus, die zweite trägt den Dreck heraus. Die dritte macht das Feuer an, die vierte legt das Holz heran. Die fünfte holt den gebrat’n Fisch, die sechste setzt ihn auf den Tisch. Die siebte holt die Kanne Wein, die achte schenket fleißig ein. Die neunte ist ihm viel zu schlecht. Die zehnte macht das Bett zurecht, die elfte macht es weich und warm. Die zwölfte schläft in Kuckucks Arm. 4. „Ach, Mutter, herzliebste Mutter, mein Kopf tut mir so weh. Laß mich ein klein Weilchen spazieren an der See.“ „Ach, Tochter, herzliebste Tochter, allein laß ich dich nicht gehn. Nimm deine jüngste Schwester mit und laß sie mit dir gehen.“ „Ach, Mutter, herzliebste Mutter, meine Schwester ist nur ein Kind, sie pflückt ja alle Blumen, die in dem Walde sind.“ „Ach, Tochter, herzliebste Tochter, allein laß ich dich nicht gehn. Nimm deinen jüngsten Bruder mit und laß ihn mit dir gehn.“ „Ach, Mutter, herzliebste Mutter, mein Bruder ist nur ein Kind, er schießt ja alle Vögel, die in dem Walde sind.“ Die Mutter legt sich schlafen, die Tochter ging ihren Gang. Sie ging den See wohl auf und ab, bis sie den Schiffer fand. 5. Mein Schatz wollt mir ein’ Taler geben, ich sollt ihn mit zum Tanze nehmen. „Zum Tanzen nehmen, das ist nicht fein. Behalt dein’ Taler, ich tanze allein.“ Mein Schatz wollt mir zwei Groschen geben, ich sollt ihn mit zu Hause nehmen. „Zu Hause nehmen, das ist nicht fein. Behalt dein Geld, ich geh allein.“ Mein Schatz wollt mir ein Gulden geben, ich sollt’ ihn mit zu Bette nehmen. „Zu Betten nehmen, das ist nicht fein. Behalt dein Geld, ich schlaf allein.“ 6. Halt die Kanne feste Es hat ein Schwab ein Töchterlein, halt die Kanne feste, das wollt nicht länger Mädchen sein, bei Nachte, fein sachte. Halt die Kanne, schön Bas Anne! Sie wollte haben einen Mann, halt die Kanne feste, der ihr die Zeit vertreiben kann, bei Nachte, fein sachte. Halt die Kanne, schön Bas Anne! „Ach, Mutter, gib mir einen Mann,“ halt die Kanne feste, „der mir die Zeit vertreiben kann bei Nachte, fein sachte.“ Halt die Kanne, schön Bas Anne! „Ach, Tochter, du bist noch zu klein,“ halt die Kanne feste, „du bleibst mir noch ein Jahr allein bei Nachte, fein sachte.“ Halt die Kanne, schön Bas Anne! „Ach, Mutter, ich bin doch schon recht,“ halt die Kanne feste, „ich hab’s versucht mit unserm Knecht! bei Nachte, fein sachte.“ Halt die Kanne, schön Bas Anne! 7. „Mein Kind, was fehlet dir, daß du nicht redst mit mir? Willst du nicht mit mir reden? Ist gar nichts dran gelegen?“ „Ich hab meinen Kopf für mich. Was scher ich mich um dich.“ „Was hilft es, daß man liebt und deiner sich ergibt? Was hilft es, daß man lieben tut und deiner sich ergeben tut?“ „Was hilft es, daß man spart? Man lebt nicht tausend Jahr. Was hilft es, daß man sparen tut? Man hat weder Weib, noch Kind, noch Gut. Man hat auch keinen Freund, der’s treu und redlich meint.“ „In jenem großen Saal, da hab ich längst einmal gegessen grüne Zwiebeln, davon wurde mir so übel.“ „Du siehst so übel aus.“ „Das kommt von deinem Schmaus!“ 8. Ich ging in ein Gäßchen wohl ein. Da fand ich mein Schätzchen allein. „Ach, Schätzchen, bist du es allein, so komm in mein Kämmerlein ein, tirallala. Dazu war auch gleich ich bereit. „Wir wollen uns vertreiben die Zeit.“ Und als es um Mitternacht kam, da klopfte die Mutter wohl an. „Ach, Mutter, was klopfest du hier? Ich habe ja keinen bei mir.“ „Hast du denn keinen bei dir, so mache mir auf die Tür!“ Und als die Türe ging auf, da sprang er zum Fenster hinaus. „Ach, Schätzchen, hätt ich es bedacht! Komm wieder zur künftgen Nacht!“ „Zu dir komm ich nicht wiederum. Sieh nach einem andern dich um!“ „Einen andern, den mag ich ja nicht, wenn ich nicht haben soll dich, tirallala.“ 9. Psalm Bertolt Brecht Wir haben nicht geblinzelt, Wie die weißen Wasser uns bis an den Hals gegangen sind. Wir haben Zigarren geraucht wenn die dunklen braunen Abende uns angefressen haben. Wir haben uns nicht geweigert, wie wir im Himmel ertrunken sind. Die Wasser haben es niemand gesagt, daß sie an unserem Halse waren. In den Zeitungen stand es nicht zu lesen, daß wir geschwiegen haben. Die Himmel hören die Schreie der Ertrinkenden nicht. Also sind wir auf den großen Steinen gesessen wie die Glücklichen. Also haben wir die Grünlinge erschlagen, die von unseren schweigenden Gesichtern redeten. „Wer redet von Steinen?“ Und wer will wissen, was uns Wasser, Abende und Himmel sind. 10. Ein Zicklein Volksdichtung Ein Zicklein, das hat gekauft mein Väterlein um zwei Schilling Pfennig! Da kam das Kätzlein und aβ das Zicklein, das da hat gekauft mein Väterlein um zwei Schilling Pfennig! Da kam das Hündlein und biβ das Kätzlein, das hat gegessen das Zicklein, das da hat gekauft mein Väterlein… Da kam das Stöcklein und schlug das Hündlein, das da hat gebissen das Kätzlein… Da kam das Feuerlein und verbrennt das Stöcklein, das da hat geschlagen das Hündlein…. Da kam das Wasserlein und verlöscht das Feuerlein, das da hat verbrennt das Stöcklein…. Da kam der Ochse und trank das Wasserlein, das da hat verlöscht das Feuerlein, das da hat verbrennt das Stöcklein…. Da kam der Metzger und schlächt den Ochsen, der da hat getrunken das Wasserlein, das da hat verlöscht das Feuerlein….. 11. Wenn du zu mir kommst Kirsten Steineckert Wenn du zu mir kommst, ist alles, was du sagen wolltest und, was dich bedrückt, schon gesagt. Wenn du zu mir kommst, hast du gegessen, hast du deine Arbeit beendet und bleibst nicht lang. Wenn du zu mir kommst, soll ich gegessen haben, meine Arbeit soll beendet sein, denn du bleibst nicht lang. Ich möchte, daß du einmal zur mir kommst, mit mir ißt, deine Arbeit bei mir beendest und länger bleibst 12. Schlaf mein Kind Heinz Rusch Schlaf, mein Kind. Wir Mütter wachen, draußen weht ein scharfer Wind, und der Wolf sperrt auf den Rachen. Schlafe ruhig weiter, Kind! Vom Mond umschauert steht der Nußbaum hinterm Haus, und dem Wolf, der auf dich lauert, brechen wir die Zähne aus. Mit Blum und Sternen durch die lange, lange Nacht, Morgen kannst du lachen, lernen; alle Mütter halten Wacht. Schlaf, mein Kind. 13 – 18 Nimm an die Weisheit Chorzyklus nach den Sprüchen Salomonis 1. Nimm an die Weisheit! Wohl dem Menschen, der Weisheit findet und dem Menschen, der Verstand bekommt. Denn es ist besser, sie zu erwerben, als Silber, und ihr Ertrag ist besser als Gold. 2. Wer in Sommer sammelt, der ist klug. Wer aber in der Ernte schläft, wird zuschanden. 3. Wie lange liegst du, Fauler? Wann wirst du aufstehn aus deinem Schlaf? Ja, schlafe noch ein wenig, schlummre noch ein wenig, schlage die Arme ineinander ein wenig, daß du schlafest; so wird dich Armut überkommen, wie ein Wegelagerer, wie ein Bettler in der Not. 4. Ein haltloser Mensch, ein schädlicher Mann geht mit verstelltem Munde, winkt mit den Augen, deutet mit Füßen, zeigt mit Fingern, trachtet alle Zeit Böses und Verkehrtes in seinem Herzen und richtet Hader an. 5. Wer ein fröhliches Herz hat, der weiß sich in seinem Leiden zu halten. Wenn aber der Mut liegt, wer kann’s tragen? Ein fröhliches Herz macht ein fröhlich Angesicht. Aber, wenn das Herz bekümmert ist, so fällt auch der Mut. Ein Betrübter hat nimmer einen guten Tag. Aber ein guter Mut ist ein täglich Wohlleben. 6. Trachte nicht Böses wider deinen Nächsten, der auf Treue bei dir wohnt. Hadre nicht mit jemand ohne Ursache, so er dir kein Leid getan. Wer das Gute sucht, dem widerfährt Gutes, wer aber nach Unglück ringt, dem wird es begegnen. 7. Nimm an die Weisheit! Denn sie ist besser als Gold. Langes Leben ist zu ihrer rechten Hand, zu ihrer Linken ist Wohlsein und Ehre. Ihre Wege sind liebliche Wege und alle ihre Steige sind Friede. 20. Es kribbelt und wibbelt weiter Theodor Fontane Die Flut steigt bis an den Ararat, und es hilft keine Rettungsleiter, da bringt die Taube Zweig und Blatt, und es kribbelt und wibbelt weiter. Es sicheln und mähen von Ost nach West die apokalyptischen Reiter, aber ob Hunger, ob Krieg und Pest, es kribbelt und wibbelt weiter. Ein Gott wird gekreuzigt auf Golgatha, es brennen Millionen Scheiter, Märtyrer hier und Hexen da, doch es kribbelt und wibbelt weiter. So banne dein Ich in dich zurück und ergib dich und sei heiter; Was liegt an dir und deinem Glück? Es kribbelt und wibbelt weiter. 21. Gagarin Günter Kunert Als er durch des Himmels Bläue aufgefahren, schien es, er bewege sich nicht länger fort, und er hänge fest in dieser schwarzen Weite, und die Erde drehe sich vor seinem Fenster dort. Eine unfaßbare Kugel nannte er nun Heimat, und wie nie vorher kam sie ihm plötzlich nah, da er, fern von ihr in den Unendlichkeiten, stumm und reglos auf sie nieder sah. Und er liebte sie, die sich ihm zeigte, weil sie doch der Menschen Mutter war, immer noch die Söhne nährend und behausend, aber auch durch sie in tödlicher Gefahr. Während seiner Rückkehr zum Planeten ward ihm klar: Die Erde ist nur eins. Die darauf sind, müssen miteinander leben, oder es wird von ihr heißen: Leben keins. 22 – 24 In den stolzen Städten. Zyklus für gemischten Chor Günter Kunert 1. Blut ist durch die Straßen regenschwer geflossen, Blut im Frieden und im Kriege noch viel mehr. Als im Frieden auf die Armen ward geschossen, und im Krieg die Armen kriegten ein Gewehr. Damit schossen sie auf Leute ihresgleichen, die den Krieg zu enden kamen in die Stadt. Feinde waren sie zuerst, zu rasch dann Leichen, bis man unterm Pflaster sie begraben hat. Die ihr durch die Straßen geht zu allen Zeiten, spürt, daß unter euern Schuhen einer ruht. Nicht gleich ihm für fremde Wohlfahrt wild zu streiten, seid ihr in den Städten groß und grau und gut. 2. Ich führe euch durch meine Städte. Mit dem gerollten Blatt weise ich auf leere Plätze. Hier, sage ich, wird es sein. Sehet, sage ich, die Zeit der Aufrechten, der Arbeitsamen, Friedlichen hat begonnen. 3. In den stolzen Städten wohnen wir zusammen, und zusammen wohnen wir dort Haus bei Haus. Wenn es brennt, so schlagen schwere, rote Flammen aus dem einen Dach auf andre Dächer aus. In den stolzen Städten sind wir nie alleine, nie alleine gehen wir durch Straβen dort. Wenn es brennt, dann laufen viele schnelle Beinen aus den stolzen Häusern, die da brennen, fort. Wenn es brennt, den Brand rasch zu zertreten, sind sehr viel nötig, auch die nicht zu sehn. Unzählbar und nicht zu sehen in den Städten, halten wir die Städte, daß sie weiter stehn. 25. Sie sind nicht tot Pablo Neruda (Übersetzung: Erich Arendt) Sie sind nicht tot! Sie stehen mitten im Pulverdampf , aufrecht, wie brennende Lunten! Mütter! Sie stehen in den Weizenfeldern, hoch wie der mächtige Mittag, sie beherrschen die riesige Ebene! Sie sind Getön von dunkelstimmigen Glocken, die über Leiber aus gemordetem Stahl Sieg rufen. Schwestern gleich zerfallenem Staub, gebrochene Herzen, vertraut euren Toten! Werft eure Mäntel der Trauer fort, sammelt all eure Tränen, bis sie Metall werden: auf daß wir schlagen mögen Tag und Nacht, auf daß wir stoβen mögen Tag und Nacht, auf daß wir speien mögen Tag und Nacht, bis die Tore des Hasses eingerammt sind! Sie sind nicht tot! Sie stehen mitten im Pulverdampf, aufrecht, wie brennende Lunten! Sie sind nicht tot. 26. Schlafe wohl zur Nacht! Sorbische Volksdichtung Schlafe wohl zur Nacht! Habe Dank, du liebes Mädel mein, für die gute Liebe, für die lieben Worte, schlafe gut, du liebes Mädel mein. Schlafe wohl zur Nacht! Oh, du liebes, gutes Mädel mein! Muß nach Haus jetzt gehen, will bald wieder sehen dich, du liebes, gutes Mädel mein. 29 – 30 Untern Himmel, unter Sternen Vier Lieder nach rumänischen Volksdichtungen 1. Brennt das Lichtlein dunkel, trübe, harren muβ ich meiner Liebe! Brennt das Lichtlein, flackert sehr: der mir lieb ist, kommt nicht mehr! 2. Untern Himmel, unter Sternen ziehn zwei Schwalben in die Ferne. Fliegen wirklich Schwalben dort, fliegen meine Schwestern fort? Eine fliegt und schwindet weit, eine fällt und klagt ihr Leid. 3. Ich ging mit der Sense übers Land; ein schönes Otternjunges ich fand. Hin warf ich die Sense, daß sie nicht schneide. „Liebster, tu mir nichts zu Leide! Bin nicht ein schwarzes Otternkind. Ich bin deine Liebste, dir hold gesinnt. Verborgen im Grase hier warte ich einen ganzen Sommer lang schon auf dich.“ 4. Sanfter, sanfter, süßes Bangen, bin im fremden Land gefangen. Wäre ich zu Haus geblieben, wollte ich dich immer lieben. Wer im Tal die Sehnsucht nährt, weiß den Mond, der wiederkehrt und die Nacht, wie groß sie währt. Wäre ich zu Haus geblieben, wollte ich dich immer lieben. Wer das Leid nährt unter Weiden sieht den Mond am Morgen scheiden, muß die lange Nacht erleiden. Wäre ich zu Haus geblieben, wollte ich dich immer lieben.